Der Herbst ist auf dem Milchmarkt schneller als sonst angekommen. [279 Ausgabe des DAIRY Newsletter]

Autor
Foodcom Experts
03.09.2025
7 min Lesen
Der Herbst ist auf dem Milchmarkt schneller als sonst angekommen. [279 Ausgabe des DAIRY Newsletter]
Zusammenfassung
Inhaltsübersicht
  • Milchpulver – der Markt steht unter dem Druck von Überangebot und schwachen Exporten, mit begrenzten Aussichten auf eine baldige Besserung.
  • Käse – Mozzarella behauptet seine stabile Position, andere Sorten kämpfen jedoch mit Überschüssen und Preisrückgängen.
  • Fette und Flüssigkeiten – Butter und Sahne werden billiger, und das Überangebot schwächt den Markt; nur einige Segmente bleiben stabil.
  • Globale Ereignisse – Frankreich kämpfte mit einer Rinderkrankheit, in Australien kam es zu einer großen Marktkonsolidierung und China verlängerte seine Antisubventionsuntersuchung gegen die EU.

Willkommen Partner!

Willkommen zurück zu unserem Newsletter!

Nach einer einmonatigen Pause sind wir mit einem neuen Teil der Milchmarktnachrichten zurück!

Der August, normalerweise eine ruhige Zeit, brachte dieses Mal deutliche Preisrückgänge und zunehmenden Angebotsdruck. Butter und Milchpulver wurden in Europa fast Woche für Woche billiger, und Käufer, die aus dem Urlaub zurückkehrten, fanden den Markt voller Angebote und Lagerbestände vor. Molke und Milcheiweiß hielten ihr hohes Preisniveau, obwohl es auch hier erste Anzeichen einer Abschwächung gab.

Die USA, die ihre starke Exportdynamik beibehielten, und Neuseeland, das sich auf die neue Milchsaison vorbereitete – ein potenzieller Schlüsselfaktor für das Marktgleichgewicht in diesem Herbst – stachen aus dem globalen Umfeld heraus.

Detaillierte Marktdaten und Prognosen finden Sie weiter unten.

Milchpulver

Der August erwies sich als ein schwieriger Monat für den europäischen Milchpulvermarkt. Die Produktion von Magermilchpulver (SMP) stieg in der ersten Jahreshälfte um mehr als 7 % im Vergleich zum Vorjahr, und die schwachen Exporte konnten den Überschuss nicht auffangen. Infolgedessen blieben die Preise in einer Spanne von 2300-2350 EUR/MT, wobei zusätzliche Lagerbestände den Abwärtsdruck verstärkten. Die Käufer, die sich immer noch im Urlaubsrhythmus befinden, waren nicht in der Lage, diesen Druck auszugleichen.

Der Markt für SMP-Futtermittel verhielt sich stabiler. Im August stiegen die Preise von rund 2300 EUR auf 2350-2400 EUR/MT. Die Nachfrage von Importeuren aus Nordafrika und dem Nahen Osten stützte die Notierungen teilweise, obwohl die Mengen begrenzt blieben. Im Vergleich zum Lebensmittelsegment schnitten die SMP-Futtermittel besser ab und hielten sich trotz steigender Produktion in einem relativen Gleichgewicht.

Auf dem Markt für Vollmilchpulver (FCMP) blieben die Preise im August trotz der begrenzten Nachfrage der Schokoladen- und Süßwarenindustrie stabil im Bereich von 4050-4150 EUR/MT. Die Erzeuger konzentrierten sich auf die laufenden Verkäufe und vermieden das Risiko einer übermäßigen Lagerhaltung.

Vorhersage: Ein Durchbruch ist in den kommenden Monaten nicht in Sicht. MMP in Europa wird weiterhin mit einem Überangebot und schwachen Exporten zu kämpfen haben, während die Preise für FCMP durch die steigende Produktion in Neuseeland unter Druck geraten könnten. Der wichtigste Faktor wird sein, ob es den Exportverträgen gelingt, das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu verbessern, andernfalls wird der Herbst eine schwierige Zeit für den Milchpulvermarkt bleiben.

Käse

Der August brachte eine deutliche Differenzierung auf dem Käsemarkt. Der Preis für Mozzarella blieb dank einer stabilen Nachfrage im Gaststättengewerbe bei rund 4000 EUR/MT. Anders sah es bei Gouda- und Edamer-Käse aus, deren Preise unter dem Druck hoher Lagerbestände auf etwa 3850-3950 EUR/MT fielen. Im Vereinigten Königreich und in Irland lenkten die Erzeuger aktiv zusätzliche Mengen auf den Markt, um eine Aufstockung der Lagerbestände vor dem vierten Quartal zu vermeiden.

Auf dem Markt für Cheddar-Käse waren Rückgänge zu verzeichnen. Der Preis für milden Cheddar fiel auf 4300-4350 EUR/MT, und auch der Preis für reifen Cheddar geriet unter Abwärtsdruck, obwohl langfristige Verträge dazu beitrugen, dass er ein relativ hohes Preisniveau halten konnte.

Die Daten für die erste Jahreshälfte bestätigten einen Anstieg der Käseproduktion sowohl in Europa als auch in den USA. Die bessere Verfügbarkeit von Molke und Milcheiweiß ist ein Faktor, der in den kommenden Monaten zusätzlichen Druck auf die Käsepreise ausüben könnte.

Vorhersage: Im Herbst wird es vor allem darauf ankommen, wie schnell sich die Nachfrage in Nordeuropa nach der Urlaubssaison erholt. Mozzarella dürfte eine stärkere Position behalten, während die Überschüsse bei Gouda und Edamer den Markt weiterhin belasten und das Risiko eines weiteren Preisverfalls erhöhen werden.

Fette

Der europäische Buttermarkt hat sich gegen Ende des Sommers deutlich abgeschwächt. Steigende Produktion, höhere Importe und sinkende Exporte verschärften das Überangebot. Bereits in den ersten vier Monaten des Jahres überstieg die EU-Milchfettbilanz das Ergebnis 2024 um 26 000 Tonnen und das Ergebnis 2023 um 6500 Tonnen. Dies führte zu einem Anstieg der Lagerbestände, der sich ab August auf dem Markt stärker bemerkbar machte. Die Butterpreise fielen auf 6300-6400 EUR/MT. Dies war der stärkste Rückgang der Butterpreise seit langem, der sich auf 300-400 EUR/MT belief.

Ein weiteres Anzeichen für die Verschlechterung der Lage war der Preis für Sahne. Er erreichte zuletzt fast 8900 EUR/MT, um dann bis zum Ende des Sommers unter 8000 EUR/MT zu fallen. Dagegen blieb der Markt für fettfreies Milchfett (AMF) relativ stabil, gestützt durch die regelmäßige Nachfrage der Industrie und des Exports.

Auf anderen Märkten stellte sich die Situation anders dar. In Ozeanien blieben die Butterpreise stabil bei etwa 6200 EUR/MT, während sie in den Vereinigten Staaten noch weiter auf etwa 4600 EUR/MT fielen.

Vorhersage: In den kommenden Wochen wird der europäische Buttermarkt aufgrund von Überschüssen und schwächeren Exporten weiterhin unter Druck stehen. Zusätzliche Lieferungen aus Ozeanien verringern die Chancen auf einen Preisanstieg. Das AMF-Segment dürfte aufgrund der stabilen industriellen Nachfrage stabil bleiben, während ein weiterer Rückgang der Butterpreise wahrscheinlicher ist als ein Anstieg.

Flüssigkeiten

Im August gingen die Preise für Rahm nach den vorangegangenen Rekordhöhen merklich zurück. Von fast 8900 EUR/MT zu Beginn des Sommers fielen sie auf unter 8000 EUR/MT. Die Abkühlung in Europa erhöhte das Angebot an Milch und die Verfügbarkeit von Rahm, was sich in niedrigeren Preisen niederschlug. Außerdem gingen die Käufer vorsichtiger an den Markt heran, was die Handelsaktivität reduzierte.

Bei SMC stiegen die Notierungen leicht an, insbesondere für das deutsche Produkt mit einem höheren Eiweißgehalt (~2200 EUR/MT). Die französischen Notierungen waren etwas niedriger, aber weniger verfügbar. Die steigende Nachfrage nach Eiweiß und das begrenzte Angebot an Rohstoffen unterstützten den Aufwärtstrend.

Vorhersage: In der kommenden Zeit werden die Sahnepreise weitgehend von der Witterung und dem Milchangebot abhängen. Bei stabilen Bedingungen ist es schwierig, eine Rückkehr zu früheren Höchstständen zu erwarten. SMC dürfte aufgrund der Nachfrage nach Eiweiß eine stärkere Position behalten, und die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen könnte zu einem weiteren Preisanstieg führen.

Molkenpulver

Der Markt für Molkenpulver (SWP) war im vergangenen Monat durch eine geringe Dynamik gekennzeichnet. Die Preise für die Kategorie Lebensmittel blieben im Bereich von 1000-1050 EUR/MT und für Futtermittel im Bereich von 900-950 EUR/MT. Die begrenzte Nachfrage asiatischer Abnehmer verringerte die Exporttätigkeit, und die Erzeuger konzentrierten sich auf Produkte mit höherem Proteingehalt (WPC 80, WPI), wodurch das Angebot an verfügbarer Futtermolke zurückging.

Molkenproteinkonzentrate blieben auf einem hohen Preisniveau. Der Preis für WPC 80 lag in Europa bei durchschnittlich 12 000 EUR/MT und in den USA bei rund 9500 EUR/MT. Der Großteil der Mengen für das dritte Quartal war bereits kontrahiert, und für das vierte Quartal gingen Angebote zu höheren Preisen ein, was auf einen anhaltenden Wettbewerb um die begrenzten verfügbaren Mengen hindeutet.

Der Markt für Molkenproteinisolat gewann an Stärke, wobei der WPI in Europa im Bereich von 19 600-19 800 EUR/MT und in den USA bei rund 18 500 EUR/MT notierte. Die starke Nachfrage und die Erwartung einer geringeren Verfügbarkeit im weiteren Verlauf des Jahres unterstützten den Preistrend.

Molkenpermeat blieb das schwächste Glied auf dem Molkenmarkt. Die europäischen Gebote bewegten sich um 800 EUR/MT, während die US-Gebote mit 480-500 EUR/MT deutlich niedriger lagen. Die fehlende Nachfrage in Asien führte dazu, dass der Markt inaktiv blieb.

Der Laktosemarkt in Europa schwächte sich im August ab. Die Spotgebote wurden nach unten korrigiert. In den USA wurden die Preise durch die Ausfuhren, vor allem in die süd- und mittelamerikanischen sowie südostasiatischen Märkte, gestützt, während die chinesischen Käufe deutlich begrenzt blieben.

Prognose: Im Frühherbst wird der Molkenpulvermarkt weiterhin von der begrenzten Nachfrage der asiatischen Käufer beeinflusst werden. WPC 80 und WPI dürften aufgrund der weltweiten Proteinnachfrage ihr hohes Preisniveau halten. Permeat und Laktose werden weiterhin von einer begrenzten Nachfrage beeinflusst werden und ein relativ niedriges Preisniveau beibehalten.

Was geschah im August?

Frankreich

Ende August wurde in Frankreich die so genannte Lumpy Skin Disease (Klumpenhautkrankheit), die seit mehreren Monaten die Milchviehbetriebe bedroht, unter Kontrolle gebracht. Die Krankheit ist für den Menschen nicht gefährlich, verringert aber die Milchleistung und trifft die Landwirte hart. Seit Mai 2025 sind Fälle der Krankheit in den Grenzgebieten zur Schweiz und zu Italien aufgetreten, was unter anderem zu Exportbeschränkungen für französischen Rohmilchkäse (z. B. Reblochon, Tomme, Beaufort) führte. Im August wurden mehr als 220.000 Kühe geimpft und 1.700 Personen sediert. Damit konnte die Ausbreitung der Seuche praktisch gestoppt werden. Für den französischen Milchsektor ist dies von großer Bedeutung, da der Käseexport eine der Säulen der Einnahmen ist – ohne diese Stabilisierung würde der Markt weitere Handelsverträge verlieren.

Australien

Im August schloss der französische Mischkonzern Lactalis den Kauf der australischen Aktiva des neuseeländischen Unternehmens Fonterra für rund 4,2 Milliarden Dollar ab. Dies ist das größte Geschäft in der Geschichte des australischen Milchsektors. Zusammen mit den Aktivitäten der kanadischen Saputo kontrollieren die beiden Unternehmen nun mehr als 40 % der australischen Milcherzeugung. Die australischen Landwirte sind besorgt, dass eine derart starke Position ausländischer Konzerne ihre Verhandlungsmacht schwächt und Druck auf die Erzeugerpreise ausübt. Einige Analysten sind sogar der Meinung, dass dies das Ende des „australischen Modells“ bedeutet, das auf Genossenschaften und lokaler Verarbeitung beruht. Fonterra hingegen zieht sich aus dem Einzelhandelsmarkt zurück und setzt auf B2B-Aktivitäten: Milchpulver, Molke, Molkereizutaten für die Lebensmittelindustrie. Hier zeigt sich ein globaler Trend – große Unternehmen wollen sich spezialisieren und ganze Lieferketten kontrollieren, anstatt fragmentierte Einzelhandelsgeschäfte zu betreiben. Für die Verbraucher in Australien könnten die Veränderungen mehr Produktstandardisierung, aber auch weniger lokale Marken in den Regalen bedeuten

China

Mitte August kündigte das chinesische Handelsministerium die Verlängerung einer Antisubventionsuntersuchung gegen Molkereiprodukte aus der Europäischen Union bis Februar 2026 an. Die Untersuchung betrifft u. a. Käse, Milch und Sahne. Peking argumentiert, dass die europäischen Erzeuger zu viel öffentliche Unterstützung erhalten, was den Wettbewerb auf dem internationalen Markt verzerrt. In der Praxis glauben jedoch viele Experten, dass dies Teil eines umfassenderen Handelskriegs ist, der neben der EU auch die USA betreffen wird. Für die EU-Erzeuger ist das Problem ernst, denn China ist einer der größten Milchimporteure der Welt. Mögliche Zölle oder andere Beschränkungen könnten die Rentabilität der Ausfuhren erheblich verringern und die Unternehmen zwingen, sich nach neuen Märkten umzusehen. Vorerst rufen die europäischen Industrieverbände zum Dialog auf und betonen, dass die Agrarsubventionen in der EU den internationalen Regeln entsprechen. Die Verlängerung der Untersuchung bedeutet jedoch, dass die Unsicherheit noch viele Monate anhalten wird.

Kategorien
Teilen:
Erfahren Sie mehr über „Laktosebutter“
Lactic Butter
7300 EUR/MT